„Bronze fühlt sich heute besser an als Silber!“
Egling – „Ich wollte mal nicht ins Stechen“, fasste Florian Fritsch, Trainer der Herren des GC Mannheim-Viernheim, seine Stimmungslage am Finaltag des Final Four 2024 zusammen. 2023 hatte er mit seinem Team im GC Pfalz das Duell um Gold gegen den GC St. Leon-Rot im Playoff denkbar knapp verloren, 2024 gab es im Halbfinale gegen Hubbelrath am Riedhof eine ebenso kappe Niederlage im Stechen. „Einen großen Teil meiner grauen Haare habe ich diesen beiden Partien zu verdanken“, so Fritsch.
Um hier weiteren unerwünschten Farbwechsel zu vermeiden und auch dieses Jahr Edelmetall mit nach Hause nach Viernheim zu nehmen, gab er im Bronze-Match die Devise aus: „Möglichst früh alles klar machen!“ Doch auch dieser Plan geht in der Partie um Rang 3 gegen das Team des G&LC Berlin-Wannsee nicht auf. Aus den Vierern geht seine Mannschaft noch mit einer 2,5:1,5-Führung in die kurze Mittagspause, Tim Kretschmann/Wolfgang Glawe und Nico Lang/Janne Finn Müller buchen jeweils einen vollen Punkt aufs Mannheimer Konto, Bastian Graf und Florian Huerlimann teilen ihr Match gegen Timotej Formanek und Leon Heitz. In den Einzeln dann ein Fehlstart: Im ersten Match des Nachmittags schickt Berlins Timotej Formanek Mannheims Bastian Graf mit 6&5 sehr frühzeitig zurück ins Clubhaus, Finn Jannes Müller hat gegen Leon Heitz das Nachsehen (3&1) und Jakub Janda muss die Überlegenheit von Henrik Franz Koglin anerkennen (5&4). „Teilweise lagen wir 4:8 hinten“, so Fritsch. „Da hat Berlin richtig aufgedreht, und ich dachte: Was ist denn da jetzt auf einmal los? Am Ende haben wir gerade nochmal die Kurve gekriegt und Nico Lang wurde zum Helden des Tages am letzten Loch.“
An Bahn 9 des GC München-Riedhof, wo das Bronze-Match endet, locht der Mannheimer zum 1 Auf gegen Lennart Müller-Atzerodt ein, sicherte seinem Team das 4:4 in den Einzeln und damit die Bronzemedaille der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft 2024 mit dem Gesamtergebnis von 6,5:5,5. Fritsch: „Damit waren wir durch und ich war glücklich – diese Bronzemedaille fühlt sich durch den Sieg im letzten Match heute besser an als Silber!“
Hohe Leistungsdichte
Der ehemalige DP-World-Tour-Spieler zeigte sich beeindruckt vom spielerischen Niveau, das alle Teams beim Final Four 2024 unter Beweis stellten. „Alle Clubs sind heute sehr eng beieinander in der Leistungsdichte, und dass eine Mannschaft die andere wirklich wegbläst, das gibt es kaum noch. Die Leistungsdichte ist durch die Bank sehr hoch. Die Topleute sind heute auf mehr Clubs verteilt, und insgesamt hat die Qualität in der Tiefe der Kader angezogen.“
Ziel des GC Mannheim-Viernheim für die kommende Saison: Wieder am Riedhof dabei sein, wenn 2025 das nächste Final Four erneut auf dem Platz südlich von München ausgetragen wird. Fritsch: „Das ist ein geiler Golfplatz, super für Matchplay, mit ganz vielen Optionen. Wir freuen uns darauf, hier im nächsten Jahr vielleicht eine zweite Chance zu bekommen, um dann um den Sieg zu spielen.“ Dafür, dass der GC Mannheim-Viernheim auch in der kommenden Saison der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf wieder beim Final Four an den Abschlag gehen darf, spricht übrigens das Gesetz der Serie: Bisher haben die Herren des Clubs noch kein einziges Liga-Finale verpasst, waren elfmal dabei – Rekord. Geht es nach Florian Fritsch, soll die Serie auch 2025 halten – dann aber sehr gerne ohne Stechen.
Niederlage am letzten Loch
Große Enttäuschung und dennoch ein motivierter Blick nach vorne: Das ist die Grundstimmung beim Team des G&LC Berlin-Wannsee. Nachdem im letzten Jahr im GC Pfalz sowohl die Damen als auch die Herren des Hauptstadt-Clubs jeweils die Bronzemedaille geholt hatten, war es diesmal allein am Männer-Team von Trainer Felix Katzy, für Edelmetall zu sorgen – die Wannsee-Damen hatten sich nicht für den finalen Showdown am Riedhof qualifiziert. Die Herren lösten zwar das Ticket für die Reise nach Bayern, mussten sich dort aber nach der knappen 5,5:6,5-Niederlage gegen Mannheim-Viernheim mit dem undankbaren 4. Platz begnügen; im Halbfinale war der G&LC am späteren Sieger St. Leon-Rot gescheitert.
„Der Platz des GC München-Riedhof ist megaschön – und anspruchsvoll! Man muss gutes Golf spielen, um hier erfolgreich zu sein, man muss viele gute Schläge machen. Auf diesem Platz ist eine kluge Spieltaktisch gefragt, und man darf nicht emotional werden – mit dem Driver kann man zum Beispiel böse hinfallen. Wer lange, gute Eisen haut, der ist hier auf jeden Fall im Vorteil!“, so Katzy. „Ich war wirklich erstaunt über das, was ich draußen gesehen habe: Was die Jungs einiger Clubs hier abgerissen haben, Hut ab!“
Und auch sein eigenes Team zeigte über weite Strecken hervorragendes Golf, ging Kopf-an-Kopf mit Mannheim-Viernheim über die Anlage und hielt die Partie offen bis zum letzten Loch. „Wenn man dann nach zehn Stunden punktgleich auf die 18 geht, und da fällt dann der eine Putt und der andere fällt nicht, dann ist das hart, aber so ist manchmal der Sport. Es haben wirklich ein, zwei Schläge darüber entschieden, wer hier mit einer Medaille nach Hause fahren darf“, so Katzy zur denkbar knappen Niederlage gegen Mannheim-Viernheim. „Ich werde mir in den nächsten Tagen sicher Gedanken machen, was man anders machen muss und wie man sich vielleicht anders vorbereiten muss, um solche Matches zu gewinnen; aber das braucht jetzt schon etwas Zeit. Es tut weh, und es wird auch etwas länger weh tun, vielleicht so lange, bis wir wieder eine Medaille holen.“ Wobei er auch unmissverständlich klar machte, dass die Schmerzphase so kurz wie möglich andauern soll: „Im nächsten Jahr werden wir wieder voll angreifen, denn jedenfalls wollen wir nächstes Jahr wieder hierher an den Riedhof.“
Eigengewächse aus Wannsee
Dabei setzt Katzy weiterhin auf die starken Eigengewächse des Clubs: „Was uns im G&LC Berlin-Wannsee auszeichnet ist, dass bei uns Spieler aufteen, die ein Leben lang schon in Wannsee sind. Von den acht Spielern, die heute auf dem Platz standen, habe ich sechs schon in der AK12 trainiert, einen in der AK16, und nur einer kam letztes Jahr frisch dazu. Die Quote unserer Eigengewächse ist sehr hoch, und darauf sind wir auch ein bisschen stolz“, so der PGA Professional, der seit 24 Jahren in Wannsee unterrichtet. Ein Sonderlob gab‘s für Youngster Morris Schiefner, der alle vier Punkte holte, sowie für den voll berufstätigen „Oldie“ im Team, Max Fischer, der am Final-Four-Wochenende zwei Zähler beisteuerte. Katzy: „Das ist beides sehr ordentlich! Wir stemmen das Thema 1. Bundesliga fast vollständig mit Spielern aus der eigenen Jugend, und darauf sind wir stolz. Und im nächsten Jahr wollen wir diese Arbeit wieder mit einer Medaille belohnen.“