Eva Ringwald: Kunstschützin und Handschuhsammlerin
Hand aufs Herz: Irgendwie hat doch jeder Golfer irgendwo im Bag einen alten Handschuh. Oder? Manchmal vergisst man einfach, die nassen, schmutzigen Lappen wegzuwerfen. Vielleicht braucht man sie ja doch noch irgendwann. „Ich tue mir da echt schwer, alte Handschuhe sofort zu entsorgen und dann liegen sie schon mal ein paar Wochen in meiner Tasche herum“, sagt Eva Ringwald. Die 18-Jährige ist am zweiten Spieltag der Deutschen Golf Liga (DGL) presented by All4Golf mit ihrem Stuttgarter GC Solitude in Frankfurt unterwegs und möchte dort mindestens genau so gut performen wie in Runde eins. In St. Leon-Rot hatte der Vorjahres-Dritte aus Stuttgart Rang zwei belegt und Ambitionen angemeldet. Das Final Four am 3./4. August ist das erklärte Ziel. Zumal: Der große Showdown im GC München-Riedhof wird erstmals live im TV übertragen.
Eva Ringwald will dann auch dabei sein. Bis dahin hat sie endlich ihr Abitur in der Tasche. Ist ja auch nicht immer einfach, zwischen der ganzen Paukerei mit der Nase in den Büchern auch noch erfolgreich Golf zu spielen. Mit dieser Doppelbelastung ist sie aber nicht die Einzige in der 1. Bundesliga Süd der Damen. Im Moment lernt sie noch aufs mündliche Abi in den Fächern Mathe und Religion. Die schriftlichen Prüfungen in Kunst, Deutsch und Englisch hat sie schon geschafft. Wie es lief? „Durchwachsen“, erzählt sie.

Apropos Kunst. Die beherrscht die Stuttgarterin Eva Ringwald nicht nur in der Schule, sondern auch auf dem Golfplatz, denn: Sie ist die DGL-Spielerin, die das erste Hole-in-One der Saison 2024 gespielt hat. Doppelte Premiere quasi, denn es war gleichzeitig das erste Ass der 18-jährigen Schülerin des Goldberg-Gymnasiums Sindelfingen. 149 Meter, Eisen 6 in den Wind – und hinein ins Glück. Mit einem Schlag im Loch. Klar hat sie den Ball aufgehoben. „Der hat einen Ehrenplatz in einem Regal in meinem Zimmer. So sehe ich ihn immer wieder und freue mich über dieses tolle Erlebnis.“
Wie hat das eigentlich angefangen mit Golf bei Kunstschützin Eva? Liebe auf den ersten Blick war's jedenfalls nicht. Die Familie Ringwald machte vor acht Jahren Urlaub in Immenstaad am Bodensee. Das Wetter war schlecht und die Mama fischte eine Anzeige aus der Zeitung, in der ein Schnnupperkurs beworben wurde. Also packte die Familie die sieben Sachen und probierte Golf. „Am Anfang hat mir das gar nicht so Spaß gemacht; ich fand es eher langweilig. Schwimmen und Leichtathletik waren meine Favoriten.“ Also machten zunächst die Eltern und der ältere Bruder Simon Fortschritte.
„Aber irgendwann habe ich festgestellt, dass es doch ein ganz cooler und abwechslungsreicher Sport ist, hatte Jugendtraining in Bad Liebenzell und bin seit 2021 im Stuttgarter GC.“ Und dort hat sich die Schülerin unter Coach Heiko Burkhard zu einer Erstligaspielerin entwickelt. Klar ist sie inzwischen beste Golferin im Hause Ringwald. „Dazu haben vielleicht auch die Family-Battles beigetragen“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Mit 18 gehört sie nicht nur fest zum Kader, sondern trägt nun auch den Titel „Erste Hole-in-One-Schützin der DGL-Saison 2024“. Manchmal gehört auch etwas Glück dazu.
Und wie geht es weiter in der noch jungen Karriere der Golferin Eva Ringwald? „Ich werde im Sommer nach dem Abitur und hoffentlich für uns nach einem erfolgreichen Final Four in Amerika studieren.“ Ihren Platz an der Furman University in South Carolina hat sie schon. „Ich habe das Gefühl, dass das dort mit den Coaches gut passt.“ Sie will Psychology oder Health Science studieren. Klar träumt sie von einem Leben als Tour-Profi. Mit Aline Krauter hat sie eine Stuttgarter Teamkollegin, die ihr erzählen kann, wie das so ist.
Bis es bei Eva Ringwald so weit ist, wird noch etwas Zeit vergehen. Jetzt ist sowieso erst mal DGL angesagt. „Wir verstehen uns im Team alle richtig gut. Das ist eine echt coole Truppe.“ Die unbedingt ins Final Four will. Vier Spieltage sind bis dahin allerdings noch zu gehen. Und bis Anfang August werden sich in Eva Ringwalds Bag sicher noch ein paar alte, gebrauchte Handschuhe ansammeln.