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Teil 1: "Vom Traum zum Triumph" - Das neue Buch von Major-Siegerin Sophia Popov

Sophia Popov gehört zu den bekanntesten Golferinnen Deutschlands, spielte jahrelang für den GC St. Leon-Rot in der Deutschen Golf Liga und war auch bei den Siegen der deutschen Mannschaftsmeisterschaft dabei. Das war ein wichtiger Schritt zu ihrem größten Profi-Sieg: 2020 gewann Sophia die Women´s British Open.
In ihrem neuen Buch erzählt Sophia ihre persönliche Geschichte mit vielen spannenden Anekdoten. Außerdem gibt sie auch Trainings-, Ernährungs- sowie Fitnesstipps für Hobbygolfer und sie verrät auch ihre Lieblingsgolfplätze.
In drei Teilen werden auf deutschegolfliga.de Auszüge aus dem Buch veröffentlicht, das am 16. Mai 2024 im Plassen Verlag erscheint. 

 

Es begann in Amerika

Ich erinnere mich noch genau an die ersten Ausflüge auf den kleinen Golfplatz in Maple Gate (in Framingham, Massachusetts, USA, da lebte Sophia und ihre Familie bis 1997. Dann zogen sie nach Durlach bei Karlsruhe /d.Red.). Papa spielte und wir begleiteten ihn (im Golfcart) und irgendwann nahmen wir selbst den Schläger in die Hand. Das Kartfahren hat mir am Anfang immer am meisten Spaß gemacht. Papa ließ mich gelegentlich fahren und das fand ich supercool. Ab und zu fragte er mich dann, ob ich einen Ball schlagen wolle, und das gefiel mir in der Kombination richtig gut. Meinen ersten Satz Schläger hatte ich, als ich fünf Jahre alt war. Es waren die, die mein Bruder nicht mehr spielte. Das ging so, bis ich 12 oder 13 war. Neue Schlägersätze gab es nicht, wir tauschten untereinander. Später im Verein konnte man sich die Schläger auch von anderen Kindern ausleihen. Meinen ersten eigenen neuen Schlägersatz bekam ich erst mit 14. Wir haben die Schläger teilweise sogar selbst gekürzt und mit Kinderschäften umgebaut. Für heutige Verhältnisse fast unvorstellbar, wenn ich sehe, mit welchem Material der Nachwuchs schon auf den Platz geht. Ich habe Golf mit einem halben Satz Schläger gelernt. Das hat mir nicht geschadet. Im Gegenteil, man erwirbt eine gewisse Raffinesse, aus wenigen Möglichkeiten viel zu machen. Das hilft mir heute noch auf dem Platz. (…)

 

Der Start in Deutschland(…)

Nicht zur Freude einiger weiblicher Mitglieder in meinem Golfklub (GC Johannesthal/d.Red.) schlug ich bei einem Monatsbecher (das ist ein kleineres Turnier) im Alter von acht Jahren zu. Es war um das Jahr 2000 herum. Mein erster Brutto-Turniersieg. Seit Jahren machten nur ein paar wenige Frauen die Brutto-Siege unter sich aus und dann kam auf einmal ich, eine achtjährige Schülerin, vorbei und holte mir meinen ersten (und nicht den letzten) Sieg ab. Das nagte natürlich am Ego der einen oder anderen. Besonders pikant: Die älteren Mitglieder regten sich permanent auf, weil ich keine 18 Löcher stillhalten konnte. Zwischendurch machte ich immer mal Salti und schlug Räder, um meine Konzentration zu halten. Genau das war immer eine Sache, die mich am Golfspielen eigentlich nervte. Dass es so lange dauern kann und dass sich alle so ernst nehmen. Für eine Achtjährige war das ein völlig normaler Gedanke. Heute kann ich nachvollziehen, warum es alle so ernst nahmen. (…)

 

Schule und Golf

(…) Ein „normaler” Tag sah damals so aus: von 8 Uhr bis 15:30 Uhr Schule in Karlsruhe. Das heißt, ich musste um 6:30 Uhr aufstehen, mich anziehen, schnell frühstücken und dann ab zur Europaschule. (…) Jeden Morgen um kurz nach 7 Uhr fuhr ich mit dem Bus von Weingarten (Baden) nach Karlsruhe. Meistens lief ich um kurz vor sieben los, sammelte Freunde am Ende unserer Straße ein und wir gingen gemeinsam zur Bushaltestelle. Von dort aus dauerte die Busfahrt etwa 30 Minuten. Wenn man in seinem Sport weiterkommen will, dann ist das ein beschwerlicher Weg – gerade in der Jugend. Schule und Sport unter einen Hut zu kriegen ist eine der größten Herausforderungen dabei. (…) Ich hatte oft Probleme mit meinen Lehrern, weil viele von ihnen nie verstanden haben, wie Golf als Leistungssport aussieht und was ich dafür aufbringen muss. Sie haben mir oft vorgeworfen, ich sei wochenlang im Urlaub oder schwänze unnötig die Schule beziehungsweise den Unterricht, nur um einen „Rentnersport“ zu betreiben. (…) Selbst als ich ab 2006 für die deutsche Nationalmannschaft spielte, wurde in der Schule hinter meinem Rücken getuschelt und gelästert. (…) Ich hoffe, dass sich das inzwischen gebessert hat.(…)

 

Der erste große Titel

(…) Mit 17 Jahren wurde ich Einzel-Europameisterin. Das war 2010 in Tschechien, im Golf & Spa Resort Kuneticka Hora. Wie es dazu kam, ist eine interessante Geschichte. Ich hatte eine sehr gute Saison gespielt und es war eines meiner letzten Turniere vor dem College. Während der Proberunden kämpfte ich mit einer ziemlich schlimmen Grippe. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt spielen konnte, weil ich so müde und schlapp war. Obendrein war die Hitze anstrengend, es war eine sehr heiße Woche. Das Hotel hatte keine Klimaanlage und ich wollte eigentlich nur noch nach Hause. Meine Mutter hatte vollstes Verständnis, sie sagte mir: „Kämpfe dich einfach durch die erste Runde und wenn du wirklich nicht mehr kannst, dann hörst du einfach auf und kommst zu uns.“ Gesagt, getan. Ich spielte also die erste Runde (natürlich völlig erwartungslos) und ging mit einer 69 vom Platz. Hoppla, das war dann doch ein deutlich besserer Start als erwartet. Auf Englisch sagen wir oft „Beware the sick golfer“ (Vorsicht vor den kranken Golfern). Schließlich spielt man sein bestes Golf oft dann, wenn man völlig ohne Erwartungen auf die Runde geht – und genau das passiert meistens, wenn man krank oder verletzt ist. Somit blieb ich also in Tschechien und spielte weiter. Runde 2 und 3 schloss ich auch jeweils mit 69 ab. Das bedeutete dreimal 69 und damit die Führung nach drei Runden. In der Schlussrunde fühlte ich mich dann wieder gesundheitlich deutlich besser, was aber andererseits hieß, dass die eigene Erwartungshaltung höher war. Trotzdem erinnere ich mich noch daran, sehr entspannt in die Runde gegangen zu sein. Es regnete fast alle 18 Löcher hindurch. Das sind Bedingungen, bei denen ich mich komischerweise schon immer sehr wohlgefühlt habe. Meine Einstellung ändert sich von „Ich muss heute besser spielen als alle anderen“ zu „Ich weiß, dass niemand außer mir gern im Regen spielt, also habe ich einen klaren Vorteil“. Es fiel mir viel leichter, mich auf jeden einzelnen Schlag zu konzentrieren als auf meine Mitspielerinnen. Ich nahm sie überhaupt nicht mehr wahr. Und genau das ist ganz WICHTIG: Das beste Golf spielt man, wenn man sich ausschließlich auf sich selbst und nicht auf seine Mitspieler konzentriert. Ich versuchte also, jeden Schlag so gut wie möglich auszuführen. Alles andere konnte ich ohnehin nicht beeinflussen. Am Ende des Tages war ich Europäische Einzelmeisterin und feierte meinen bislang größten Amateurerfolg. (…)#

 

Zurück in die USA

(…) Noch im Jahr 2010 entschied ich mich für die University of Southern California (USC). Das war das beste Angebot. „California knows how to party“ heißt es in einem Song der Red Hot Chili Peppers. Aber Los Angeles hat natürlich noch viel mehr zu bieten – nämlich Hollywood. Wenn das kein Anreiz ist, dann weiß ich es auch nicht. Stars und Sternchen, der Broadway, ein Wahnsinn. Nicht unbedingt meine Welt, aber egal. Ich spielte für die stärkste College-Mannschaft in den USA und bekam dazu noch eine sehr gute Ausbildung. Das war eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen konnte.(…)

 

Erfolgreich am College

(…) Nach vier Jahren (2014) machte ich meinen Abschluss: BA in Communications and Sports Media, zu Deutsch: Bachelor in Kommunikationswissenschaften mit Fokus auf Sport und Medien. Die sportliche Bilanz kann sich ebenfalls sehen lassen: (…) Als wir 2013 die National Championship gewannen, spielte ich in einer Mannschaft mit Annie Park, Doris Chen, Kyung Kim und Rachel Morris. Nach vier Zählspiel-Tagen gewannen wir die Teamwertung mit 21 Schlägen Abstand. Das ist die größte Gewinnmarge in der NCAA-Golf-Geschichte.(…)

Vom Traum zum Triumph

Das Buch erscheint am 16. Mai 2024 im Plassen Verlag und kostet 24,90 Euro.

 

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