Nachrichten der DGL

Auf dieser Seite findest Du alle News zur Deutschen Golf Liga presented by All4Golf seit dem Final Four 2023. 

Emilie von Finckenstein spielte sowohl im Einzel als auch im Vierer starke Unter-Par-Runden! (Foto: DGV/Tiess)

Wenn die Zahnräder ineinander greifen

Der fünfte Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf ist angebrochen. Ein letztes Mal haben sich die fünf Damen-Teams der Ligagruppe Nord versammelt - dieses Mal im altehrwürdigen G&LC Berlin-Wannsee, dem ältesten Golfclub Deutschlands. Und obwohl die Absteiger und auch die Gruppensieger schon feststehen, sind hier bei den Damen der 1. Bundesliga Nord noch längst nicht alle Entscheidungen gefallen. Vor allem eine Frage belässt die Spannung weiter auf hohem Niveau: welche Mannschaft holt sich das zweite noch verfügbare Ticket zum Final Four. 

 

Doch es gibt eine Mannschaft, die mit diesen Sorgen nichts mehr zu tun hat. Nämlich die Damen des Hamburger GC. Immer und immer wieder standen sie in dieser Saison an der Spitze der Tagestabelle. Und nachdem ihre Qualifikation zum Final Four schon lange abgemachte Sache ist, scheint die einzige Frage der Norddeutschen zu sein: schaffen sie die perfekte Saison?

 

Angeführt werden die Falkensteiner von Trainerin Esther Poburski. Deren Maxime ist das Team - eine Einstellung, die geradezu perfekt zu den Grundsätzen des Hamburger GC passt. Und obwohl die Hamburgerinnen in dieser Saison des Öfteren mit Ausfällen zu kämpfen hatten, scheinen sie voll im Flow. Wir werfen einen dichteren Blick auf die Erfolgs-Trainerin. Denn die ist nicht nur mit den HGC-Damen stark unterwegs, sondern hat auch gerade erst vor einer Woche mit der Damen-Nationalmannschaft die Mannschafts-Europameisterschaften gewonnen.

 

Trainerin ist Poburski seit zirka 20 Jahren. Dabei kann sie auf eine lange Zeit als aktive Leistungssportlerin zurückblicken. Schon früh hat sie mit dem Golfsport begonnen, ist durch den Vater dazu gekommen und war zunächst im Wentorf-Reinbeker GC. Später ist sie dann zum Hamburger GC gewechselt und relativ spät in die Spitzenförderung des DGV gekommen. Für drei Jahre spielte sie als Amateur die Touren mit, immer mit dem Ziel, Tour-Proette zu werden.

 

Sechs Jahre auf der Tour

Dann gegen Ende 1998 war es soweit und sie ist ins Profilager gewechselt. Dort hat sie sechs Jahre gespielt. Im fünften Jahr allerdings hatte Poburski mit vielen Verletzungen zu kämpfen und stieg in der Folge aus. Der Hang zum Sport blieb aber, und so entschied sie sich für eine Ausbildung zur Golflehrerin. Nach ihrem Start auf der Wendlohe, kam bald die Frage vom Hamburger Golf Verband, ob sie nicht Landestrainerin für die Mädchen werden möchte. Und genau diese Stelle wurde immer umfangreicher. 

 

Später kam die Arbeit als Co-Trainerin für den DGV-Nationalkader dazu. Ende 2022 legte Poburski dann ihr Amt als Landestrainerin nieder. Hatte nun mehr Zeit für den DGV und kurz darauf fragte der HGC, ob Esther Poburski die Nachfolge von Erfolgstrainer Christian Lanfermann antreten möchte, der seinerseits ins Management wechselte. Und genau steht sie nun.

 

Dass Poburski gerade die Krone des europäischen Mannschafts-Golfsports errungen hat, bedeutet für die Norddeutsche eine Menge, doch die Titel selbst sind für sie nicht das Maß der Dinge: „Für mich ist es in erster Linie das Erlebnis und die Erinnerung daran - und da zählen die Turniere mit den Mannschaftsformaten natürlich umso mehr. Egal ob es die selbst gespielten Turniere sind oder der Länderpokal, die Team-EM oder eben hier die DGL. Das sind für mich Highlights, weil ich dieses Gemeinsame einfach sehr mag.“

 

Von ihrer Trainingsphilosophie sagt sie: sie verändert sich ständig, entwickelt sich immer weiter. Was aber eine Konstante ist, ist ihre Positionierung im Kontext „Team“: „Gerade in den Turnieren bin ich eine Trainerin, die in der Wir-Form spricht. Und ich finde, dass eine Mannschaft im Rahmen eines Turniers wirklich über sich hinaus wachsen kann, wenn die Zahnräder ineinander greifen. 

 

Wenn jeder seine Rolle kennt und alles für das Team gibt, auch wenn es vielleicht nicht seine Lieblingsrolle ist. Ich glaube, das ist es, was es ausmacht. Und genau diese Stimmung versuche ich zu kreieren. Ich möchte den entsprechenden Rahmen, die entsprechende Atmosphäre schaffen. Wobei ich weiß: ich bin nur eines der kleineren Zahnräder in dem Ganzen.“

 

Wenn das „Wir“ mehr zählt

Interviewanfragen gibt Esther Poburski oft an ihre Spielerinnen weiter. Ein gesondertes Briefing bekommen diese dafür nicht - und dennoch reden ihre Team-Mitglieder ebenfalls stets von diesem „Wir“. Und man sieht sogar als Außenstehender: Selbst wer bei Esther Poburski nicht spielt, sondern als Caddie mitläuft oder Wasser besorgt, tut dies mit einer starken Überzeugung und mit einem Lächeln im Gesicht. Jede Spielerin kennt das gemeinsame Ziel. Und dem wird die persönliche Ambition untergeordnet.

 

Esther Poburski sagt dazu: „Genau dieser Punkt ist überhaupt nicht selbstverständlich, denn als Sportler willst Du Dich zeigen und performen. Und da muss ich sagen: gerade auch jene, die nicht spielen, machen das Weltklasse. Jeder versteht seinen Platz, den er in dem Moment hat. Und natürlich ist bei uns zwischendurch auch mal Zoff. Aber wenn es um die Sache geht, wird an einem Strang gezogen. Das ist es, was unseren Erfolg ausmacht.“

 

Dabei hatten die Falkensteiner keineswegs eine stressfreie Saison. Gleich auf mehrere Leistungsträgerinnen musste das Team für einige Spieltage oder sogar die gesamte DGL-Saison verzichten. So ist Viktoria Hund schon die ganze Saison über nicht da. Maike Schlender zog sich am zweiten Spieltag eine Knieverletzung zu und war danach unterwegs zur Einzel-Europameisterschaft. Christin Eisenbeiß kam zwar während der Saison aus den USA zurück, musste sich dann jedoch einer Mandel-OP unterziehen.

 

Zum ersten Spieltag brachten die Hamburger gerade einmal neun ihrer 15 Spielerinnen zusammen. Und doch sieht Poburski dies in der Retrospektive als Beweis für die eigene Stärke: „Wir haben diese Saison schon mehrfach in wilden Konstellationen gespielt und Spieltage gewonnen, bei denen ich dachte: wenn wir Dritte werden, ist das schon ganz großes Kino. Wenn wir nun aber genau diese Spieltage gewinnen, dann ist das ein Spiegel für die Einstellung dieser Mannschaft.“

 

Acht Jahre ohne FF

Und tatsächlich steht diese Hamburger Mannschaft, die das Leben im Imperfekten in dieser Saison quasi perfektionierte, erneut an der Spitze der Tagestabelle. Damit besetzen die Damen von der Elbe eine Position, die die Gastgeberinnen vom G&LC Berlin-Wannsee dringend für sich benötigen, denn sie wollen nach wie vor in den Zug zum Final Four einsteigen. Doch dafür müssen sie hier auf ihrem eigenen Platz die letzte Chance nutzen und mindestens zwei Ligapunkte auf den GC Hubbelrath gut machen.

 

Doch die Hubbelrather Damen, die schon in den letzten Jahren mit viel individueller Stärke ausgestattet waren, haben sich inzwischen als Mannschaft gefunden und bringen ihre PS endlich auf die Straße. Erstmals seit 2016 haben sie die Chance, wieder am Final Four teilzunehmen. Und so stehen die Damen vom Sandberg als beste rheinländische Mannschaft auf Platz zwei der Tagestabelle. Erst dann folgen die Damen vom Wannsee. Auf Platz vier steht der GC Hösel und nur denkbar knapp dahinter folgen die Damen des Düsseldorfer GC, die bereits als Absteiger feststehen. Doch noch sind nicht alle Messen gesungen, denn erst am Sonntag, 21. Juli findet die entscheidende letzte Einzel-Runde statt. 

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