Baraka: „Die neue Pro-Regelung ist für alle ein Gewinn“
Im Zuge dieser Vision entschied man damals, auch Playing-Pros als Mannschaftsmitglieder zuzulassen. Auf diese Weise wird gerade den jungen Talenten der Übergang vom Amateur- zum Pro-Status erleichtert und sie können sich innerhalb der Liga mit den Top-Spielerinnen und -Spielern messen. Darüber hinaus investierten Clubs Zeit und Geld in deren Förderung, so dass diese Talente neben der grundsätzlichen „Verbundenheit“ auch eine leistungsstarke Unterstützung für die Mannschaft darstellen. Teaching-Pros hingegen wurden von Anfang an außen vorgelassen, um den Amateur-Sport klar abzugrenzen und die ursprüngliche Vision zu wahren. Doch mittlerweile, mehr als ein Jahrzehnt später, hat sich die DGL enorm weiterentwickelt – und mit ihr die Erwartungen und Ansprüche der verschiedenen Akteure. Aus der ursprünglichen Idee hat sich ein komplexes und erfolgreiches Ligasystem entwickelt, an dem jährlich 460 Teams und über 5.000 Spielerinnen und Spieler teilnehmen. Und so wuchs auch der Wunsch der Golf-Lehrerinnen und -Lehrer, Teil dieser Liga zu sein.
Kariem Baraka, Geschäftsführer des GC München-Riedhof, der das Final Four 2024 ausrichtete und 2025 ebenfalls Gastgeber sein wird, kennt die DGL sowohl als früherer Golf-Pro als auch als Vorsitzender der PGA of Germany. In dieser Funktion war er eine treibende Kraft bei der Erweiterung der Pro-Regelung innerhalb der Liga und Mitglied der Projektgruppe, die unter der Leitung von DGV-Sportvorstand Marcus Neumann das Für und Wider der neuen Regelung abgewogen und letztlich eine Entscheidung getroffen hat.
Im Gespräch mit Baraka konnten wir einige spannende Hintergründe zu diesem Prozess erfahren:
Herr Baraka, für die DGL-Saison 2025 gilt eine neue Pro-Regelung. Was konkret wird sich diesbzgl. für die neue Spielzeit ändern?
Neben Playing Professionals sind ab dem Jahr 2025 nun auch Teaching Professionals zugelassen. Es wird weiterhin so sein, dass pro Mannschaft nur ein Professional zugelassen ist. Allerdings ist der Status des Professionals – ob Playing oder Teaching – zukünftig irrelevant.
Sie sind Präsident der PGA of Germany, Geschäftsführer des Final-Four-Gastgebers München-Riedhof und waren einer der Treiber dieser Neuerung. Warum?
Wir haben bis dato nicht verstanden, warum zwischen einem Playing und Teaching Professional unterschieden wird. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Playing Professionals in der Regel viel spielstärker sind und ein Teaching Professional eine Mannschaft eher ergänzen kann und keinem Amateur einen Platz wegnimmt. Wir haben in unserer Mitgliedschaft viele Teaching Professionals, die regelmäßig Turniere spielen und Freude am Golfspielen haben. Darüber hinaus betreuen sie in den meisten Fällen die jeweiligen Clubmannschaften und sind somit mit den Spielerinnen und Spielern bestens vertraut. Wir erhoffen uns von dieser neuen Möglichkeit sowohl Mehrwerte für die Professionals als auch die Mannschaften und die Clubs. Den Professionals wird eine neue Plattform geboten, um regelmäßig Turniere zu spielen. Das erhöht den Anreiz, auch regelmäßig zu trainieren. Die Mannschaften haben eine zusätzliche Spielerin oder einen zusätzlichen Spieler, den sie für die Spieltage nominieren können. Insbesondere die Clubs, die bisher keine Betreuung der Mannschaften bei Spieltagen durch einen Professional gewährleisten konnten, können von dieser neuen Regelung stark profitieren. Damit sollen auch das Zusammenspiel zwischen Professional und Mannschaft und die Integration der Professionals in das Clubleben verbessert werden. Hinzu kommt, dass manche Clubs in den unteren Ligen regelmäßig vor der Herausforderung stehen, ausreichend Spielerinnen und Spieler für die Mannschaften zu akquirieren. Somit ist die neue Regelung für alle Beteiligten ein Gewinn.
Für welche Clubs in welchen Ligen ist die neue Option besonders interessant, wo wird sie voraussichtlich weniger genutzt werden?
Der Großteil der Teaching Professionals hat nicht die Zeit, regelmäßig an seinem Spiel zu arbeiten. Somit ist er natürlich nicht auf dem Level, auf dem sich Spitzenamateure und Playing Professionals bewegen. D.h. es ist nicht davon auszugehen, dass man Teaching Professionals regelmäßig in der 1. und 2. Bundesliga oder der Regionalliga sehen wird. Aber gerade in der Ober- und Landesliga kann ich mir gut vorstellen, dass Teaching Professionals regelmäßig zum Einsatz kommen. Hier können sie die Mannschaften in allen Belangen bereichern.
Wie viele Teaching Professionals haben wir aktuell in Deutschland und welchen Anreiz hat ein Teaching Pro, ohne Vergütung in der DGL zu spielen statt an fünf Wochenenden gegen Geld Golf-Unterricht zu geben?
Wir haben aktuell 1.900 Teaching Professionals in Deutschland. Für all diese PGA Professionals eröffnet sich nun eine völlig neue Möglichkeit, ein noch integrativerer Teil ihrer Mannschaft und ihres Clubs zu werden. Der Großteil unserer Mitglieder übt den Beruf des Teaching Professionals zum Glück aus Überzeugung und der Liebe zum Spiel aus. Somit gehe ich stark davon aus, dass wir ab kommenden Jahr in allen Ligen regelmäßig Professionals sehen, die an den Start gehen werden.
Im neuen Statut steht, dass die neue Regelung bzgl. der Teaching Professionals „bis einschließlich der Saison 2027 gilt“. Was gilt danach?
Sowohl bei den Playing als auch bei den Teaching Professionals wird erwartet, dass sie eine gewisse Bindung zu dem Club haben, für den sie an den Start gehen. Playing Professionals mussten bis dato bereits mindestens drei Jahre Mitglied des Clubs sein, für den sie antreten. Gleiches ist für die Teaching Professionals auch vorgesehen. Nachdem die neue Regelung erst zum 1. Januar 2025 in Kraft tritt, wird alternativ zur dreijährigen Mitgliedschaft eine dreijährige Zugehörigkeit zu dem Club vorausgesetzt. Dies in der Form, dass der Teaching Professional die vergangenen drei Jahre auf der Anlage beschäftigt sein musste, für dessen Mannschaft er spielen möchte. Ab 2028 kann dann auch ein Teaching Professional eine dreijährige Mitgliedschaft nachweisen, was dann die Tätigkeit auf der Anlage ersetzen wird.
Wir hörten auch von Stimmen gegen die neue Pro-Regelung. Was sind oder waren die größten Bedenken?
Interessanterweise waren wir uns im Arbeitskreis, der auch aus Mitarbeitern des DGV, Nationaltrainern und Mitarbeitern von Landesgolfverbänden bestand, schnell einig, dass Teaching Professionals zukünftig spielberechtigt sein sollen. Jede Änderung des Liga-Statuts wirft natürlich erst mal Fragen und auch Bedenken auf. In erster Linie wurde diskutiert, ob die Zulassung von Teaching Professionals nicht dazu führen würde, dass einem Amateur ein Platz in der Mannschaft weggenommen würde. Am Ende des Tages ist natürlich jede Mannschaft für ihre eigene Aufstellung verantwortlich und wir kamen zu dem Schluss, dass ein Teaching Professional in den meisten Fällen eher eine Ergänzung sein wird. Glücklicherweise waren wir uns schnell einig, dass diese Änderung sowohl dem Golfsport, den Clubs als auch den Professionals zu Gute kommt.
Warum dürfen in der DGL dann nicht zwei oder mehrere Pros pro Team spielen?
So wie ich das verstehe, ist die DGL in erster Linie ein Angebot seitens des DGV an alle Amateurgolfer in Deutschland und eine Plattform für junge, ambitionierte Amateure, sich sportlich weiterentwickeln zu können. Die Begrenzung auf einen Professional soll verhindern, dass sich finanzstarke Clubs im Markt bedienen und ihre Mannschaften künstlich verstärken. Allerdings gibt es auch erfolgreiche Beispiele aus dem Ausland, die ohne Einschränkungen erfolgreich funktionieren. So ist das Ligasystem in Schweden bspw. völlig offen gestaltet und die Clubs können ohne Einschränkungen entscheiden, wie viele Professionals und Amateure sie aufstellen.
Gilt die neue Pro-Regelung auch in den Gruppenligen der Landesverbände?
Bisher nicht, mit Ausnahme des Golf-Verbandes Niedersachsen-Bremen. Dort nehmen Professionals bereits seit Jahren erfolgreich an den Landesligen teil. Auch das Feedback seitens der Clubs und des Verbandes ist sehr positiv. Allerdings gibt es bereits auch aus NRW und Bayern Stimmen, die in dieselbe Richtung gehen. Hier gelten im Prinzip dieselben Argumente und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Professionals auch für die AK30, AK50 und AK65 Mannschaften ein Gewinn sind. In diesen Fällen müssen wir allerdings den Weg über die Landesgolfverbände gehen. Wenn die Mehrzahl dieser Verbände der Zulassung eines Professionals zustimmt, werden sie in Zukunft bestimmt auch zu den Deutschen Meisterschaften zugelassen.
Vielen Dank für das Gespräch!