Dramatik in Hösel
Heiligenhaus – Die Dramatik der letzten Minuten auf dem Nordplatz des GC Hösel hatte allerdings nichts mit dem Kampf um den Sieg an diesem Spieltag zu tun. In buchstäblich letzter Sekunde wurde das Bild der Tabelle hinter Hubbelrath drastisch verändert. Hubbelrath selbst präsentierte sich in der Breite so stark, dass am Ende der Sieg mit 13 Schlägen Vorsprung mehr als souverän war.
Bei herrlichem Sonnenschein erlebten auch am zweiten Wettkampftag in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf sehr viele Golffans am Südrand des Ruhrgebiets hochklassigen Golfsport. Der GC Hubbelrath, der sich am Samstag schon an die Spitze des Feldes gesetzt hatte, zeigte auch in den abschließenden Einzeln eine starke Performance, so dass Coach Alexander Schmitt einen recht entspannten Arbeitstag hatte.
Eagle auf 18 entscheidet
Emotionen pur und Adrenalin im Überfluss gab es hinter Hubbelrath im Kampf um den zweiten Platz. Gastgeber Hösel lag den ganz Tag mit komfortablem Vorsprung vor Berlin, aber deutlich hinter Hubbelrath. Hösel spürte ganz lange noch nicht einmal den Atem des Verfolgers aus der Bundeshauptstadt. Ganz im Gegenteil. Wannsee hatte zwischenzeitlich sogar Essen-Heidhausen dicht auf den Versen und es schien fast so, dass der Aufsteiger einen wertvollen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt machen könnte.
Dann aber kam der ganz große und extrem späte Endspurt des G&LC Berlin-Wannsee. Allein auf den Löchern 17 und 18 spielte die Truppe um das Trainerduo Felix Katzy und Philipp Mejow zehn Schläge unter Par. Nils Dobrunz lag nach seiner Front Nine nur bei zwei unter Par, knallte auf seiner Back Nine dann aber satte sechs unter Par auf den Nordplatz in Hösel.
Ganz spät ging es bei den beiden letzten Spielern aus Hösel und Wannsee in den beiden letzten Flights des Tages um die Entscheidung, wer den zweiten Platz hinter Hubbelrath gewinnen wird.
Hösel lag im Livescoring zwei Schläge vor und so gab es für Jannik de Bruyn die taktische Order, dass er auf Loch 18 nicht alles riskieren muss, um einen Eagle zu spielen. Mit einem Birdie wähnte Hösel sich auf der sicheren Seite. Das geforderte Birdie legte der Höseler Profi sicher in die Waagschale und die Gastgeber freuten sich darüber, den Verfolger scheinbar geschlagen zu haben und dadurch in der Tabelle den Vorsprung auf Wannsee auszubauen.
Im allerletzten Flight kam Nils Dobrunz auf das 18. Tee. Als dem Berliner der zweite Schlag so gut aufs Grün gelungen war, dass ein Eagle absolut realistisch erschien, war der Jubel der Berliner groß. So groß, dass die Höseler sich etwas wunderten, denn nach Livescoring hätte auch ein Eagle nicht mehr bedeuten können, dass Berlin vorbei zieht. Da erst schwante den Gastgebern, dass im Livescoring möglicherweise ein Fehler enthalten sein könnte. Und genau so war es. Dobrunz lochte zum von Wannsee viel umjubelten Eagle und Berlin verdrängte damit den Gastgeber noch auf den dritten Platz.
Tolles Setup
Für den Doppelspieltag der 1. Bundesliga hatte sich der GC Hösel, der zwei 18-Loch-Plätze unterhält und seit Jahren eine sportliche Ausrichtung hat, mächtig ins Zeug gelegt. Eine ansehnliche Tribüne mit Catering für jeden Geschmack war der Anlaufpunkt vieler Zuschauer. Andere Zuschauer gingen lieber bei einem Flight mit, wobei natürlich Jannik de Bruyn, der gemeinsam mit Tim Holle aus Essen und Cedric Otten vom GC Hubbelrath unterwegs war, die meisten Fans anzog. Der Profi, der vor einer Woche bei der European Open auf der DP World Tour so überzeugen konnte, zeigte sich auch auf heimischem Gelände gut aufgelegt und spielte in zwei Einzeln und einem Vierer insgesamt 14 unter Par, so dass die Golffans einiges geboten bekamen.
Rasselbande aus dem Norden
Aufsteiger GC Essen-Heidhausen hatte sich für den Spieltag in der Nachbarschaft einiges vorgenommen und teils haben die Athleten vier oder fünf Proberunden gespielt. Lange sah es im Tabellenkeller nach einem Dreikampf zwischen Berlin, Hamburg und Essen aus. Der älteste Golfclub Deutschlands zog dann aber doch schon lange vor Ende der Einzel davon, so dass es am Tabellenende an diesem Spieltag kaum noch Spannung gab, denn der Rückstand der jungen Rasselbande des Hamburger GC war ständig groß. Die Youngster sammelten an den Tagen in Hösel viel Erfahrung. Mit dieser sehr jungen Truppe hatten Coach Matthias Boje und Kapitän Christian Niemietz einiges zu tun, konnten aber nicht verhindern, dass der Rekordmeister in dieser Saison erstmals im Klassement eines Spieltags die Rote Laterne hielt. Am Ende war der Rückstand auf Platz vier mit nur fünf Schlägen aber doch noch versöhnlich gering.
Achtungserfolg für Aufsteiger
Der GC Essen-Heidhausen sammelte im Kampf um den Klassenerhalt zwar nur zwei Punkte. Das Team von Trainer Hauke Wagner zeigte aber erneut, wie dicht es phasenweise an den großen Konkurrenten dran ist und mithalten kann. Wenn die Essener ihren sicher beachtlichen Heimvorteil in zwei Wochen nutzen, bleibt es im Kampf um den Klassenerhalt bis zum letzten Spieltag in Berlin spannend.
In den Einzeln des Sonntags lieferten vorne einige Essener ganz starke Leistungen ab, allen voran Max Pieck, der mit einer 64 (-7) den tiefsten Score des Tages auf den Platz zauberte. Der Essener hatte für seinen Eagle-Putt ein großes Publikum, als er mit dem zweiten Schlag auf Loch 11 das Grün sicher erreichte und den Putt nervenstark lochte. Am Ende hatte Pieck nach einem Bogey, sechs Birdies und einem Eagle die famose 64 unterschrieben.
Auch Richard Schumann spielte eine ganz starke Runde. Er hatte zwar drei Bogeys auf der Karte, knallte aber fünf Birdies und zum Ende der Runde noch einen Eagle auf den Platz. Ein Holz 5 und ein Wedge reichten, um den Ball dicht an den Stock zu setzen, so dass der Eagle-Putt sicher zur 67 (-4) fiel.
Essen-Heidhausen hofft
In zwei Wochen treffen sich die Herren der Nordstaffel beim Aufsteiger. Der Platz des GC Essen-Heidhausen liegt am höchsten Punkt der Ruhrmetropole und hat viele Steigungen und Hanglagen. Diesen Heimvorteil wollen die Essener nutzen, um den Traum vom Klassenerhalt lebendig zu erhalten, so dass es erst am letzten Spieltag in Berlin-Wannsee zum Showdown mit dem Rekordmeister aus Hamburg um den Klassenerhalt kommt.
Stimmen zum Spieltag
Alexander Schmitt hatte eine wunderbares Wochenende erlebt. Entsprechend happy war der Coach des GC Hubbelrath am Abend: „Ich bin sehr glücklich, dass wir so souverän den Spieltagssieg einfahren konnten. Wir haben in den letzten zwei Wochen an den richtigen Dingen gearbeitet, unter anderem haben wir an den Vierern etwas verändert. Die Leistung der Vierer waren im Vergleich zum Heimspieltag eine absolute Steigerung. Generell stimmte unsere Leistung von vorne bis hinten, wir hatten keine Ausfälle dabei. Das macht mich richtig Stolz. Die Stimmung in der Truppe ist fabelhaft. Das war ein richtig schönes Wochenende mit den Jungs. Ich freue mich auch sehr, dass Tom Haberer nun endlich zum Team gestoßen ist, nachdem er in den USA die Finals gespielt hat. Alle Heimkehrer aus den Colleges zeigen gute Leistungen. Alle haben sich weiter entwickelt. Die Formkurve geht bei allen steil nach oben. Das gefällt mir richtig gut. Wir werden uns jetzt gut auf den Spieltag in Essen vorbereiten. Der GC Hösel war ein toller Gastgeber. Es ist fabelhaft, was die aus einem DGL-Spieltag gemacht haben. Wir haben uns wirklich sehr willkommen gefühlt. Das war alles top organisiert und in einer solchen Atmosphäre zu gewinnen, macht nochmal doppelt soviel Spaß!“
Der angesprochene Tom Haberer selbst war auch mehr als glücklich, einen solchen Einstand bei seinem neuen Club zu feiern: „Für mich war das natürlich eine ganz besondere Woche, dass ich gerade eben erst aus Amerika wiedergekommen bin und dann hier gleich in das neue Team eingeführt wurde. Ich bin seit Dienstag in Hubbelrath, habe mit Alex ein bisschen trainiert und all die Jungs kennengelernt. Dass wir durch die Bank so gut performt haben ist keine große Überraschung. Ich hatte in Amerika eine gute Saison, habe mich da im Team gut präsentiert. Es waren noch nicht die ganz großen Einzel-Ergebnisse dabei, aber auf jeden Fall hatte ich ein solides erstes Jahr, habe viele neue Eindrücke gesammelt und bin froh, dass ich die gute Form so gut in die DGL überführen konnte.“
Kaum zu fassen
Sein Glück kaum fassen konnte nach diesem dramatischen Finish Felix Katzy. Der Coach des G&LC Berlin-Wannsee war demütig: „Ich glaube, wenn mehrere Kameras dabei gewesen wären, dann hätte man einen Film daraus machen können. Ich weiß nicht, ob ich mich oder die Jungs sich schon mal so emotional über den zweiten Platz gefreut haben. Ich habe den Jungs gestern Abend gesagt, dass es, wenn wir es mit Fußball vergleichen, ein Sechs-Punkte-Spiel gegen Hösel wird, weil wir jetzt punktgleich sind. Sonst wären wir zwei Punkte hinten gewesen. Ich bin natürlich stolz, dass sie auf den letzten drei Löchern zusammen 14 unter Par gespielt haben und mental so stark sind, um derartig Gas zu geben. Nicht zu Hause, sondern in Hösel, gegen Hösel und dann so zu performen. Alles geht am Ende um diesen einen Putt. Wenn er vorbeigeht, dann steht hier jemand anderes beim Interview, aber trotzdem ist es schon sehr geil.“
Frustriert
Ganz anders war naturgemäß die Stimmungslage beim GC Hösel. Trainer David Hahn war zwar auf die Leistung und den Auftritt seines Teams stolz, konnte aber mit dem dritten Platz nicht zufrieden sein: „Es ist schwer in Worte zu fassen, was da heute passiert ist. Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden. Das Team hat vom ersten Schlag bis zum letzten Putt wirklich alles gegeben. Alle haben gekämpft. Was auf den zweiten Neun, auf den letzten drei Löchern auf der 18 passiert ist, ist natürlich maximal frustrierend. Berlin hat die Back Nine fulminant gespielt und hatte dann auch das Glück auf seiner Seite. Wir dachten, dass es reicht, wenn Jannik das Birdie spielt, weil wir dann zwei Schläge vorne sind und selbst bei einem Eagle von Nils Dobrunz aufgrund des besseren Streichers vor Berlin bleiben würden. Mich wunderte, dass Berlin so gejubelt hat, als Nils seinen Ball auf zwei Meter an den Stock gehauen hat. Die wussten scheinbar, dass im Livescoring etwas nicht stimmt. Da hätte ich mir gewünscht, wenn man das vorher schon mal erwähnt hätte. Das heißt natürlich nicht, dass Jannik das Eagle gespielt hätte, aber das macht die ganze Nummer für uns noch unglücklicher.““
Dann ging der Blick des Coaches aber schnell schon wieder nach vorne: „Ich kenne mein Team. Das wird aus der Frustration heraus noch mehr Motivation ziehen und sich noch besser auf den nächsten Spieltag vorbereiten.“