Erfolgsrezept in Stuttgart: Der „Münchner Weg“
Mönsheim – Es gibt auf dem Platz des Stuttgarter GC Solitude eine Bahn, die mögen die Spieler des Münchener GC traditionell ganz besonders gerne. Es handelt sich dabei um Loch 11. Das ist ein 379 Meter langes Par 4, im Grunde schnurgerade, aber das Fairway steigt einen Hang hinauf, weshalb es schon eine Herausforderung ist, die zwischen 150 und 220 Metern platzierten Bunker auf der linken Seite sicher zu überspielen, dabei das dahinter wogende hüfthohe Rough zu vermeiden und dennoch nicht Gefahr zu laufen, mit dem Ball in einem der hohen Bäume am rechten Fairwayrand hängen zu bleiben. Vor allem dann, wenn die Fahne oben auf dem Grün vorne rechts platziert ist, bietet sich aus all diesen Gründen eine taktische Spielvariante an, die sie in Mönsheim seit ein paar Jahren ganz offiziell „Der Münchner Weg“ nennen: Den Abschlag zirkeln Longhitter bei dieser Fahnenposition ganz bewusst rechts hinüber auf das Fairway der 12. Spielbahn und greifen das Grün von dort aus durch eine große Lücke in der Baumreihe an, welche die Fairways 11 und 12 ansonsten auf großer Länge trennt. Nachdem diese Variante vor ein paar Jahren von gleich mehreren Spielern des Münchner GC im Rahmen eines DGL-Spieltag mit großem Erfolg praktiziert wurde – es fielen mehrere Birdies und um Haaresbreite ein Eagle an diesem Par 4 – , heißt diese Spielweise „Der Münchner Weg“.
Als die Fahne nun am Samstag an Loch 11 tatsächlich kurz rechts gesteckt war, waren an diesem Tag zahlreiche Spieler im Einzel und auch im Vierer erfolgreich mit dem Umweg über Bahn 12. Doch am Sonntag, mit der Fahnenposition nun weit links hinten auf dem Grün, wagte nur eine Handvoll der Akteure diese Route, bringt sie dann doch den Grünbunker gefährlich ins Spiel. Leonas Jung etwa, der DGL-Spieler des Monats vom GC St. Leon-Rot, war auf diese Weise mit einem Birdie erfolgreich, Münchens Daniel Schmieding scheiterte wenig später knapp.
Insgesamt war es aber tatsächlich ein „Münchner Weg“, der die Mannschaft des Münchner GC zum Tagessieg im Stuttgarter GC Solitude gebracht hat, und der dafür sorgt, dass es nun spannend ist wie lange nicht mehr in der 1. Bundesliga Süd der Herren – zumindest im übertragenen Sinne. „Wir haben zu Beginn des Jahres gesagt, dass wir das große Ziel haben, uns für das Final Four im GC München-Riedhof zu qualifizieren. Nach dem ersten Spieltag, auf den wir uns eigentlich sehr gut vorbereitet hatten, an dem wir dann aber Letzter geworden sind, gab’s bei uns schon eine gewisse Schockstarre und die Frage: Was ist denn jetzt passiert? Den zweiten Spieltag in Frankfurt fand ich wirklich gut, da waren wir auch mal kurz dran, Zweiter zu werden. Uns war aber völlig klar, dass wir hier in Stuttgart sehr gut spielen müssen, um noch eine realistische Chance auf das Final Four zu haben und darauf, etwas zu erreichen in dieser Saison“, so Arne Dickel, Head-Coach der Münchner Herren, nachdem sein Team den dritten Spieltag der DGL-Saison 2024 souverän für sich entschieden hatte, mit gesamt 6 über Par und damit zehn Schlägen Vorsprung vor dem Team des GC Mannheim-Viernheim (+16). Auf den Plätzen 3 bis 5: Titelverteidiger St. Leon-Rot (+24), die Gastgeber vom Stuttgarter GC Solitude (+38) und die Spieler des Frankfurter GC, die mit 41 über Par zurück ins Clubhaus kamen.
Ein Endergebnis, das tatsächlich und gleich in mehrfacher Hinsicht überrascht: Einmal mehr gelingt es der Heimmannschaft nicht, auf dem eigenen Parcours zu überzeugen, insbesondere in den Einzeln unterschreiben die Stuttgarter keine einzige richtig tiefe Runde und kommen letztlich nicht weg vom Tabellenende. Liga-Primus und Titelverteidiger St. Leon-Rot kommt nur auf Rang 3 und lässt damit zwei Punkte liegen – da half am Ende auch die Kabinenpredigt nichts, die SLR-Chefcoach Marco Schmuck seinen Protagonisten am Samstag nach der ersten Einzel-Runde und den Vierern angedeihen ließ. Frankfurt, zuletzt zweimal auf Rang 2, bekommt am dritten Spieltag die rote Laterne verpasst und findet sich nun in einem Dreier-Wettkampf wieder: München, Frankfurt und Mannheim-Viernheim – das Team von Coach Florian Fritsch belegte in Mönsheim Rang 2 – haben nun jeweils neun Punkte gesammelt, liegen damit jeweils vier Zähler hinter St. Leon-Rot, und nur das Ergebnis über Par entscheidet aktuell über den Tabellenplatz. Und die Münchner erheben sich mit dem Sieg und den damit verbundenen fünf Zählern wie Phönix aus der Asche und legen die Schockstarre auf ziemlich beeindruckende Weise ab.
„Der Platz hier auf der Solitude ist wirklich anspruchsvoll, und er liegt uns ganz offensichtlich gut, wir tun uns da offenbar tatsächlich ein bisschen leichter als die anderen Teams, wobei uns auch nicht so ganz klar ist, woran das liegt, denn Ähnlichkeit mit unserem Platz in München hat er eher keine, insofern ist das wirklich etwas überraschend“, sagt MGC-Chefcoach Arne Dickel. „Es gefällt uns hier aber einfach super, wir haben hier immer eine gute Stimmung im Team, die Gastfreundschaft ist hervorragend, und vielleicht sind wir auch am dritten Spieltag immer besonders gut eingespielt.“
Gute Stimmung und tolle Gastfreundschaft
Simon Schmugge, Geschäftsführer des Stuttgarter GC Solitude, hatte den Spieltag in Mönsheim einmal mehr zum kleinen Golf-Volksfest gemacht, da gab es neben dem Spitzensport auf der Anlage Würstl- und Getränkestände für die Teilnehmer und Besucher, ein Kaffee- und Kuchen-Wagen hatte vorm Clubhaus festgemacht, vor dem Stand mit den gerollten Eisspezialitäten bildeten sich lange Schlangen.
Was neben dem gelungenen Ambiente für die Münchner auch eine Rolle spielte auf dem Weg zum Erfolg: „Wir sind hier in Mönsheim so ziemlich in Bestbesetzung angetreten, und alle waren auch sehr gut drauf; es sind ja nicht immer so sehr die Namen entscheidend, sondern am Ende gibt die Form der einzelnen Spieler den Ausschlag. Wir sind natürlich super happy mit dem Spieltag und dem Ergebnis, was mich aber besonders positiv stimmt, ist die Tatsache, dass wir immer wieder unterschiedliche Spieler haben, die tiefe Runden spielen. Gestern war es die phantastische 65 von Pablo Brunner, heute hat Felix Krammer mit seiner 68 für ein sehr gutes Ergebnis gesorgt. Jetzt hoffe ich, dass es ganz bald einen Spieltag gibt, bei dem vielleicht sogar mehrere richtig tief spielen", so Dickel.
Eine gute Gelegenheit dafür gibt es am DGL-Heimspieltag des Münchener GC, wenn die Teams aus Stuttgart, Frankfurt, Mannheim und St. Leon-Rot am 22. und 23. Juni in Straßlach-Dingharting vor den Toren der bayerischen Landeshauptstadt München zu Gast sind. „Da haben wir ohnehin noch was wettzumachen zuhause, nachdem wir es im letzten Jahr nicht geschafft haben, vor eigenem Publikum das Final Four klar zu machen. Da sind wir dieses Jahr sicher deutlich besser vorbereitet", verspricht Arne Dickel: „So wichtig es war, jetzt diesen Spieltag hier in Stuttgart zu gewinnen: Wir müssen jetzt noch zweimal einen richtig guten Job machen, um das große Ziel Final Four zu erreichen. Darauf werden wir uns jetzt vorbereiten.“ Um dann auch zuhause mit Erfolg den „Münchner Weg” zu gehen, der im Idealfall direkt ins Final Four führen kann, das in diesem Jahr ja bekanntlich direkt in der Nachbarschaft des Münchener GC stattfindet: Am 3. und 4. August im GC München-Riedhof, knapp zehn Autominuten vom MGC entfernt.