Finale in Fürth mit Pause und Pappel
Jeder Golfplatz hat so seinen ganz eigenen Charakter. Der Kurs des 1. GC Fürth macht da keine Ausnahme. Mitten im Fairway der zweiten Bahn steht eine Pappel. So hoch (gut 30 Meter), dass ein Überspielen kaum möglich ist. Also musst du dran vorbei, was den meisten Spielerinnen der 1. Bundesliga Süd am fünften und letzten Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf auch gelingt. Aber die Optik ist eben nicht ganz ohne, zumal die Spielleitung die Fahne direkt in der Sichtachse von der Teebox zur Pappel platzierte. Zumindest in den Einzeln und Vierern am Samstag.
„Die Mädels können das schon. Die spielen ja in der 1. Bundesliga. Da brauchen die von uns keine Geschenke mehr“, so DGV-Spielleiter Max Brunner. Zur Pappel auf der zweiten Bahn gibt es diese lustige Geschichte: Der Platz des 1. GC Fürth war nach dem Zweiten Weltkrieg die Spielwiese der amerikanischen Soldaten. Der General soll ein leidenschaftlicher Golfer gewesen sein und habe den Greenkeeper seinerzeit angewiesen, eine der beiden Pappeln (damals waren es noch zwei) zu fällen. Gesagt, getan. Problem: Der Greenkeeper entfernte die falsche Pappel – und so ist die eine, eher störende bis heute mittendrin statt nur dabei. Konsequenz: kaum Birdies, aber Bogeys und Doppel-Bogeys. Mehrere am letzten DGL-Spieltag der 1. Bundesliga Damen Süd.
Ohnehin stellt sich für den Showdown beim bereits als Absteiger feststehenden Gastgeber aus Fürth nur diese eine Frage: Wer zieht neben Tabellenführer St. Leon-Rot als zweites Team aus dem Süden ins Final Four ein? Stuttgarts Damen waren mit drei Punkten Vorsprung auf Verfolger München angereist und wollen ihre erste Final-Four-Teilnahme endgültig perfekt machen. „Wir wollen gleich von Anfang an Gas geben und klar machen, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen“, so Solitude-Coach Heiko Burkhard. Er kann bis auf Yana Beeli auf seinen gesamten Kader zurückgreifen.
Am frühen Samstagmorgen setzte vor allem Mid-Europameisterin Alena Oppenheimer ein dickes Ausrufezeichen: Sie startete mit Birdie auf Bahn zehn und chippte bzw. pitchte wenig später zweimal jeweils zum Eagle ein. Sie lag fünf unter nach vier Löchern und übernahm die Rolle der Stuttgarter Lokomotive, denn die Schwaben zogen so früh davon und legten ein Pölsterchen zwischen sich und Konkurrent München. Gerne hätte auch Helen Briem ein Ergebnis unter Par beigesteuert, aber die neue Nummer eins der Amateur-Welt fasste ihre Einzelrunde (74/+2) kurz und knapp so zusammen: „Katastrophe!“
Für Gastgeber Fürth geht es am letzten Spieltag zu Hause lediglich darum, sich noch einmal gut zu verkaufen bei der Abschiedsvorstellung aus der 1. Bundesliga. „Wir haben nichts zu verlieren, können befreit aufspielen und wollen in der kommenden Saison wieder hoch“, zeigt sich GCF-Coach Michael Heffner kämpferisch. Der Platz präsentiert sich zwei Wochen vor dem Final Four im GC München-Riedhof (3./4. August) in einem hervorragenden Pflegezustand. Auf den engen Spielbahnen und den eher kleinen Grüns ist Präzision gefragt in Mittelfranken. Auf Bahn zwei sowieso. Dort unterstreicht die ganz besondere Pappel den Charakter des 1. GC Fürth.
Nach einer eineinhalbstündigen Gewitterunterbrechung zwischen 15.30 und 17 Uhr schickte die Spielleitung die Gruppen noch einmal raus, um die Vierer zu Ende zu spielen. Die Spitze teilen sich nach dem Auftakt am Samstag Meister St. Leon-Rot und die starken Stuttgarterinnen (-je 6). Dahinter stehen der Frankfurter GC (+8) und der MGC (+14). Münchens Chance, doch noch das Riedhof-Ticket zu lösen, gehen gegen null. Heiko Burkhards Mannschaft aus Stuttgart ist auf dem besten Weg, in zwei Wochen um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft spielen zu dürfen - und trifft dann im Halbfinale voraussichtlich auf Hamburg. „Die kennen uns nicht wirklich gut. Vielleicht ist das unsere Chance“, so Burkhard. Noch ist nix fix, aber eigentlich steht in Fürth nur noch ein Baum im Weg.