Hamburgs Erfolgsgeheimnisse
„Das nehme ich gerne so an“, sagt Hamburgs Trainerin Esther Poburski. Denn genau wie die Kicker vom Rhein unter Xabi Alonso wurde ihr Team von der Elbe ungeschlagen Deutscher Mannschaftsmeister und zählte vor der Saison nicht unbedingt zu den Top-Favoriten.
Beim Final Four im GC München-Riedhof gewannen die Nordlichter das Finale der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf, gegen den Titelverteidiger St. Leon-Rot. Und was daran besonders ist: Die Hamburgerinnen hatten den Platz im Süden von München vorher noch nie gespielt. Poburski verrät: „Unsere Kapitänin war mal unten und hat uns ein Birdiebook mitgebracht. Ich kannte den Platz vorher gar nicht. Durch die Entfernung kam es für uns gar nicht in Frage, dort ein Trainingslager zu machen.“
St. Leon-Rot hatte zumindest ein Kurz-Trainingslager im Vorfeld am Riedhof eingelegt, genau wie die Damen des GC Stuttgart Solitude, die Dritte im Final Four wurden. Falkenstein plante den Sieg nur anhand des Birdiebooks, das genau studiert wurde. Poburski: „Wir haben uns darauf vorbereitet, welche Schläge wir haben. Wo muss der Ball von der Tee-Box aus hin? Was sind im Schnitt die Schläge, die wir ins Grün haben? Damit haben wir uns beschäftigt.“ Aber die Trainerin gibt auch zu: „Am Ende zählt immer, was vor Ort passiert.“ Und da lief es für Hamburg im Süden von München optimal.
Auch das Matchplay wurde an der Elbe bestens vorbereitet. Beim Final Four zählt jedes Loch. In den fünf Ligaspielen davor wird noch im Zählspiel-Modus gespielt. Poburski: „Matchplay ist immer etwas anderes, und man muss sich explizit darauf vorbereiten. Wie reagiere ich wann, in welcher Situation mache ich was? Wir zocken auch schon immer viel im Training.“
Deshalb wurde vor dem Final Four das Training umgestellt: „In der Vorbereitung hatten sie den Auftrag, einige Situationen nachzustellen“, so die ehemalige Proette und erklärt weiter: „Matchplay fängt meines Erachtens erst an Loch 12, 13 an. Vorher ist nur Geplänkel. Es sei denn, du bist vorher schon so krass down, dass es nicht mehr geht, oder auch auf. Aber dann geht es eigentlich richtig los.“ Dafür hat Poburski einen klaren Plan: „Man teilt die 18 Loch in dreimal sechs ein und dann simulierst du halt gewisse Spielstände. Das kann man schon üben, wenn man zum Beispiel zwei down ist und noch sechs Löcher zu spielen hat. Dann hat man zwei verschiedene Situationen. Welche Taktik wählt derjenige, der verteidigt, und welche der, der angreift?“
Danach reicht man sich in Hamburg aber nicht nur die Hand. Poburski: „Dann geht es um etwas, das muss schon eine Konsequenz haben.“ Das bedeutet: „Wir reden vom Athleten-Geld, da geht es um Kohle für die Mannschaftskasse. Davon haben wir z.B. die roten Hoodies fürs Final Four bezahlt.“ Denn sie weiß genau: „Die Mädels hassen es zu zahlen. Konsequenz heißt immer, dass es um etwas geht.“ Doch es geht nicht nur um Geld: „Es kann auch mal ums Schlägerputzen gehen oder auch pro Schlag Unterschied eine Minute Plank, oder es geht um Bälle.“ Denn eines ist klar: „Es muss halt auch ein bisschen weh tun, ansonsten bringt es nichts. Wir müssen ja diesen Wettkampf simulieren, und das geht nur, wenn eine gewisse Spannung da ist und etwas, auf das du gar keinen Bock hast.“
Und das Matchplay-Training ging voll auf. Poburski nach dem Titelgewinn: „Ich war sehr zufrieden, wir haben wenige Fehler gemacht.“ Ihre Mannschaft war ohnehin schon eingespielt: „Mit dem Team hatten wir auch schon die letzten zwei Spieltage bestritten.“
Was die Hamburger noch mit den Fußballern aus Leverkusen eint: Sie konnten noch nie einen Titel verteidigen. Die Werkself gewann 1993 den DFB-Pokal, und Falkenstein gewann 2018 sowie 2022 das Final Four. Doch genau wie Leverkusens Trainer Xabi Alonso ist auch Poburski für die kommende Saison angriffslustig: „Es ist immer wieder neu. Aber natürlich wollen wir jedes Jahr raus und den Topf holen.“