Teil 2: "Vom Traum zum Triumph" - Das neue Buch von Sophia Popov
Sophia Popov gehört zu den bekanntesten Golferinnen Deutschlands, spielte jahrelang für den GC St. Leon-Rot in der Deutschen Golf Liga und war auch bei den Siegen der deutschen Mannschaftsmeisterschaft dabei. Das war ein wichtiger Schritt zu ihrem größten Profi-Sieg: 2020 gewann Sophia die Women´s British Open.
In ihrem neuen Buch erzählt Sophia ihre persönliche Geschichte mit vielen spannenden Anekdoten. Außerdem gibt sie auch Trainings-, Ernährungs- sowie Fitnesstipps für Hobbygolfer und sie verrät auch ihre Lieblingsgolfplätze.
In drei Teilen werden auf deutschegolfliga.de Auszüge aus dem Buch veröffentlicht, das am 16. Mai 2024 im Plassen Verlag erscheint.
Ich werde Profi
(…) Als Nächstes folgte der Wechsel ins Profilager. Eine immense Herausforderung, fortan war nichts mehr so, wie es vorher einmal war. Ein neues Leben sozusagen. (…) Denn jetzt ging es richtig los mit meiner Karriere. Wichtig in diesem Zusammenhang: Wenn man offiziell ins Profilager wechseln möchte, muss man dies VOR dem ersten Turnier bekannt geben. Nur dann kann man am Ende der Veranstaltung gegebenenfalls das Preisgeld annehmen. Mit Annahme des ersten offiziellen Preisgeldes ist man gleichzeitig auch offiziell Profi (…). Danach spielte ich den Rest des Jahres auf Einladung der jeweiligen Turnierdirektoren auf der Ladies European Tour. (…)
Der harte Weg auf die beste Tour der Welt
(…) Der nächste Schritt war, mir eine Tourkarte für die LPGA zu sichern. Keine einfache Geschichte. Das geht über die Tour Q School und sieht so aus: Die Tour Q School besteht aus drei Etappen. Die erste fand im September in Palm Springs statt. Gespielt wurden fünf Runden mit rund 280 Teilnehmerinnen. Die Top 100 kamen in die zweite Runde. Und dort ging es im Oktober nach Florida. Rund 180 Spielerinnen – Spielerinnen der ersten Etappe und Spielerinnen, die in diesem Jahr ihre LPGA- oder Epson-Tour-Karte verloren hatten, weil sie zu wenig Geld verdient hatten, also nicht unter den Top 150 der Geldrangliste waren. Die Top 45 kamen wieder weiter. Es folgte die dritte Runde mit rund 120 Spielerinnen. Die Besten aus der zweiten Runde und Spielerinnen, die ihre LPGA-Tour-Karte in diesem Jahr verloren hatten oder am Ende des Jahres zwischen Platz 100 und 50 der Geldrangliste lagen. Ich wurde Elfte und erspielte mir damit die volle Berechtigung auf der LPGA. (…)
Der schwierige Start
(…) „Ein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen!! Oder doch nicht??“ Natürlich war ich mir darüber noch nicht so hundertprozentig im Klaren. Alles war neu, ungewohnt. Noch richtig unwirklich, surreal, wie es so schön heißt. Ich musste mich auf Sponsorensuche machen, irgendwie ging es ohne Geld ja nicht. Doch schon bald stellte ich fest: Das war als Mädchen/Frau gar nicht so einfach. Ich musste sparsam leben. Bei welchen Turnieren übernachtete ich im Hotel und bei welchen bei einer Gastfamilie? War Flug oder Mietwagen günstiger? Wie konnte ich mich günstig und gleichzeitig gesund ernähren? In meinen ersten vier Jahren als Profi-Spielerin kam ich zu 80 Prozent bei Gastfamilien unter. Ich hatte extra ein separates Golfkonto eröffnet, um genug Geld auf der Seite zu haben, um meine erste Saison (fast) komplett finanzieren zu können. Zumindest dachte ich, dass der Betrag reichen würde. Mir fiel allerdings sehr schnell auf, wie viel so eine Saison überhaupt kostete. Ich weiß noch genau, wie schwierig es war, mit einem bestimmten Budget unterwegs zumindest einigermaßen gesund zu essen. Die Folge: Es wurde zu Hause vorgekocht. Und die vorgekochten Mahlzeiten nahm ich dann mit. Letztendlich aß ich deshalb fünf- bis sechsmal in der Woche das Gleiche. Nicht besonders abwechslungsreich, aber kostengünstig und letztlich auch gesund. Dazu hatte ich meistens noch einen halben Koffer voller gesunder Snacks im Gepäck. Ich musste einfach ziemlich erfinderisch sein. (…)
Max, meine große Liebe
(…) An erster Stelle bei einer derartigen Lebensplanung steht jedoch die Familie. (…) Mein wichtigster Ansprechpartner ist aber mein Mann Max. Wir kennen uns schon sehr lange – natürlich durchs Golfspielen. Erstmals gesehen haben wir uns in den Nationalkadern. Da war ich 16. Auf den Lehrgängen des DGV haben wir uns mehrmals im Jahr getroffen, zudem bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften. Max spielte für Hubbelrath, ich für St. Leon-Rot. Im Bereich der U18-Kader kennt jeder jeden in Deutschland. Da gibt es nicht so viele Spieler, das ist eine relativ kleine Gruppe. Wir unterhielten uns viel über unseren Sport. Damals war ich auch noch komplett auf Golf fixiert, ansonsten hatte ich mit Jungs nicht viel am Hut. Als ich dann in die USA aufs College ging, sahen wir uns fast vier Jahre lang nicht. 2014 war ich mit der Uni fertig und bereitete mich in Deutschland auf der Anlage in St. Leon-Rot auf die Qualifikationsturniere der LPGA Qualifying School vor. Zeitgleich hatte Max einen Lehrgang dort mit der deutschen Herren-Nationalmannschaft. Da lernten wir uns dann näher kennen. Es wurde viel geredet und sogar nicht nur über Golf! Das war im August 2014. Anschließend haben wir uns ein paar Monate gedatet, so sagt man inzwischen wohl … Und seit Ende 2014 sind wir fest zusammen. (…)
Das Leben auf der Tour ist nicht immer einfach
(...) Ich erinnere mich sehr gut an meine ersten Jahre auf der Tour, in denen ich während der Turnierwochen bei Gastfamilien unterkam. Das hatte auch den Vorteil, dass ich etwas Geld sparen konnte. Die Familien werden über die Veranstalter vermittelt und nehmen dann die Sportler kostenlos auf. (…) Oder Hotels, weit abgelegen von der Außenwelt. Irgendwo im Nirgendwo. (…) Man landet mit dem Flugzeug, fährt dann zwei Stunden in der Dunkelheit mit dem Auto durch endlos lange Wälder, verliert irgendwann den Kontakt zum Telefonnetz und landet in einem Hotel, in dem man komplett angezogen im Bett liegen muss, weil es ansonsten nicht absehbare Folgen haben könnte. Ich denke, jeder versteht, was ich damit meine.(…)