Wiedemeyer wechselt von München zu St. Leon-Rot
„Tim wird in der DGL-Saison 2024 nicht mehr für uns spielen“, verkündet Arne Dickel kurz und knapp. Der Coach des Herrenteams aus dem Münchener GC, das sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe in der 1. Bundesliga Süd entwickelt hat, muss in der neuen Saison ohne einen seiner Besten auskommen. „Tim ist ein super Teamplayer. Sein Abgang ist natürlich sportlich wie menschlich ein Verlust. Ich habe mit Tim riesige Erfolge gefeiert; dass er jetzt nach SLR wechselt, ist schade, aber leider auch Teil des Jobs“, so Dickel, der seinem Ex-Schützling „alles Gute für seine Zukunft“ wünscht“.
Beim DGL-Auftakt der 1. Bundesliga Herren Süd in St. Leon-Rot muss Münchens Coach allerdings nicht nur auf Wiedemeyer verzichten: Mit Ben Gratzl, Mathias Weiß, Felix Krammer und Johannes Hounsgaard müssen weitere Stammkräfte wegen ihrer College-Engagements bzw. aufgrund anstehender Abiturprüfungen passen. „Diese Jungs werden uns zum Saisonstart fehlen, zumal sie zuletzt sehr gut drauf waren. Aber wir setzen alles daran, diese dünne Personaldecke bestmöglich zu kompensieren und am ersten Spieltag in St. Leon-Rot nicht gleich zu viele Punkte zu verlieren“, so Dickel.
1. Bundesliga Süd - Herren | Spieltag 1 in St. Leon-Rot
Dass München mit Tim Wiedemeyer kurz vor dem Saisonstart noch einen fest eingeplanten Spieler verliert, macht selbstverständlich die Runde. Der 19-jährige Bayer aus dem Junior Team Germany hat durch seine Siege bei der German Boys Open (2022 und 2023) sowie seine starken Auftritte auf internationaler Bühne (Jacques Léglise Trophy) für Aufsehen gesorgt. Vor allem seine teils sehr tiefen Scores ließen Verantwortliche aus Clubs, Scouting und Verbänden aufhorchen. Inzwischen studiert Wiedemeyer an der Texas Tech und spielt für das dortige College-Team, die Red Raiders.
„Wir haben uns im Februar mit Tim zusammengesetzt und gesprochen. Gemeinsam sind wir zum Ergebnis gekommen, dass seine sportliche Entwicklung zuletzt etwas stagnierte“, erzählt Papa Torsten Wiedemeyer. Also entschloss sich die Familie dazu, neue Wege zu gehen, wobei der Weg so neu nicht war, denn St. Leon-Rots Männercoach Marco Schmuck kennt Tim Wiedemeyer seitdem der sein neuntes Lebensjahr erreichte. Schmuck hatte den jungen Schüler seinerzeit erst im GC Olching entdeckt. Als Schmuck 2018 aber ins Team SLR gewechselt war, schloss sich der Münchner Wiedemeyer dem MGC an. „Wir hatten eine tolle und erfolgreiche Zeit dort und sind Arne wie dem MGC sehr dankbar für alles“, erklären die Wiedemeyers.
„Die Initiative für Tims aktuellen Wechsel ging ganz und gar nicht vom GC St. Leon-Rot oder von mir aus. Die Familie ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, Tim für St. Leon-Rot spielen zu lassen“, erklärt Schmuck. Kurze Zeit nach der ersten Kontaktaufnahme reiste Schmuck in die USA, um Tim Wiedemeyer vor Ort auf ein Turnier vorzubereiten. Und prompt kamen der Erfolg, der Spaß am Golf sowie die tiefen Scores zurück. Schmuck: „Ob das mit meiner Anwesenheit zu tun hat, lasse ich mal dahingestellt. Aber wir kennen uns gut, verstehen uns und arbeiten einfach gut und gerne zusammen.“
Nicht nur in Deutschland waren sie stolz auf den Triumph des Münchners. „The Red Raider freshman won the Double Down individual tournament at Scissortail GC by three strokes“, postete das Texas Tech Men’s Golf Team auf seinem Insta-Kanal unter ein Wiedemeyer-Foto – direkt zwischen zwei Beiträgen zu Ludvig Åberg. Der schwedische Shootingstar ist ebenso ein Kind der Texas Tech und feierte nahezu zeitgleich sein Masters-Debüt. Ihm ist Tim Wiedemeyer schon begegnet. „Wir haben auch schon gemeinsam Golf gespielt. Ein cooler Typ, der großartige Dinge auf dem Golfplatz macht“, so Wiedemeyer. Da könne man sich einiges abschauen von der aktuellen Nummer sechs der Welt.
Und was sagt Tim Wiedemeyer zu seiner Entscheidung, den Münchener GC als sportliche Heimat zu verlassen und sich dem Liga-Konkurrenten und aktuellen Deutschen Meister St. Leon-Rot anzuschließen? „Die Jahre beim MGC waren sehr cool. Ich bin dankbar für diese Erfahrungen, aber Marco kennt mich schon viel länger und wir sind eigentlich immer in Kontakt geblieben. Ich freue mich auf die neue Aufgabe und hätte in dieser Saison aufgrund meines Terminkalenders mit College-Events in den USA und Turnieren mit dem Golf Team Germany ohnehin nur einmal in der DGL spielen können“, sagt der Economics-Student der Texas Tech. Seit 1. April ist Tim Wiedemeyer Spieler des GC St. Leon-Rot, in der DGL-Saison 2024 aufgrund einer bestehenden Athletenvereinbarung mit dem MGC jedoch noch nicht für seinen neuen Club spielberechtigt.
„Tim wird in diesem Jahr erst einmal ein Teil von uns, wächst ins Team und ab 2025 geben wir dann gemeinsam Gas“, so Schmuck. Der SLR-Coach gehört mit seinem amtierenden Meisterteam an Spieltag eins trotzdem zu den Favoriten. Zumal es ein Heimspiel ist, für das sich der GC St. Leon-Rot etwas Besonderes hat einfallen lassen: „Mit einer Fan-Zone rund um das Halfway House 1 mit Glücksrad, Sektbar und Eiswagen sowie einem tollen gastronomischen Angebot bieten wir in diesem Jahr ein buntes Rahmenprogramm und freuen uns auf viele Zuschauer auf unserer Anlage“, so SLR-Clubmanager Moritz Lampert.