Von der Tribüne bis zu den Bengalos: Der Spieltag im GC Hösel ist immer auch ein Clubfest der Gastgeber. (Foto: DGV/stebl)

Zu Gast beim Gute-Laune-Club

Die aktuelle Saison der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf ist an ihrem Scheitelpunkt angelangt. Von den fünf Spieltagen werden ganze drei im Rheinland stattfinden - und dies ist nun der zweite dieser drei. Für die Rheinland-Clubs birgt die räumliche Nähe gewisse Vorteile, denn es sind nur wenige Kilometer Distanz zwischen den Quasi-Nachbarn und die Möglichkeiten, sich mit den Turnieranlagen der Anderen vertraut zu machen, liegen auf der Hand.

 

Eine Eigenart der DGL-Bundesliga war in der Vergangenheit, dass die aufsteigenden Mannschaften oftmals auch die nächsten Absteiger waren. Gefangen zwischen den Ligen, fuhren sie im Fahrstuhl hoch und runter. Ein Club, der dieses Schema erfolgreich durchbrochen zu haben scheint, ist der GC Hösel. Die Herrenmannschaft hat sich seit ihrem Aufstieg zu einer festen Größen in der Bundesliga etabliert. Und am Ende der Saison 2023 machten auch die Damen den Einzug ins Oberhaus perfekt, nachdem sie eine unfassbar starke Saison und dazu eine überzeugende Aufstiegs-Relegation gezeigt haben.

 

Der starke Fokus auf den Leistungs-Golfsport lag den Höselern nicht immer so nah wie jetzt. Christian Niesing, der als Coach beide Clubmannschaften in die 1. Bundesliga geführt hat, blickt zurück: „Wir haben als Golfschule vor 16 Jahren in Hösel begonnen. Damals war unser sportlicher Fokus als Club bei Weitem noch nicht so hoch. Die Damen haben in der Oberliga gespielt, die Herren waren gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen.“

 

Wie ein Uhrwerk

Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg ist der Gute Wille. Aber neben diesem Guten Willen brauchst es noch viele andere Faktoren. Zum Beispiel Struktur, Infrastruktur und am Ende auch immer das nötige Kleingeld. So sagt auch Niesing: „Wir haben in den letzten Jahren alles Stück für Stück weiterentwickelt und das entsprechende Umfeld geschaffen. Der Vorstand hat mitgezogen, die Mitglieder leben den Hösel-blauen Sport. So haben wir mittlerweile in jeder Altersklasse Top-Mannschaften. 

 

Unser aktueller Sportvorstand Herbert Baumgartner macht einen Bomben-Job. Und das hat in den letzten Jahren zu tollen Erfolgen geführt. Aber auch das Budget dafür muss da sein. Irgendwann ist ein Sponsorenbeauftragter hinzugekommen. Dann wurde unser Förderverein gegründet. Wir haben viele einzelne Mitglieder, die uns auf unterschiedliche Weise fördern. 

 

Unsere Kapitäninnen Nina Rowek und Isabel Gadea machen einen klasse Job - so leben wir eine echte Fankultur und die Mannschaften sind eng mit den Mitgliedern verbunden. Dazu gehört natürlich unser Hösel-blau, eben auch viel Kultur und Kommunikation. Es sind über 100 Mitglieder in Whatsapp-Fan-Gruppen organisiert, um über die DGL-Mannschaften und unsere College- und Profispieler auf dem Laufenden zu bleiben.“ Wie das Engagement umgesetzt wird, zeigt das Monday-After-Turnier mit gemeinsamem Frühstück für Mitglieder und die Mannschaften. Schon seit Langem ist auch dieses Event schlichtweg ausgebucht.

 

Motivation statt Masterplan

Einem Masterplan folgen die Höseler dabei übrigens nicht. Vielmehr ist es die Motivation, jedes Jahr ein Stück besser zu werden. Genau dies spiegelt sich auch im Training der Mannschaften wieder. Hier steht vor allem die Qualitätsverbesserung für jede einzelne Spielerin im Vordergrund. Das Team der Höseler ist bunt gemischt und in vollkommen unterschiedlichen Lebenssituationen zuhause. Die Herausforderung liegt darin, jede Athletin auf ihre Weise passend zu fördern.

 

Dabei war klar zu erkennen, dass Coach Niesing an den beiden ersten Spieltagen lediglich die Ligapunkte gefallen haben. Der Weg dahin, vor allem die individuellen Scores, zauberten ihm allerdings so einige Sorgenfalten in das sonnengebräunte Gesicht. Nun hat Niesing Änderungen vorgenommen. Denn das Ziel, der Klassenerhalt, will abgesichert werden.

 

Wie sehr der Club hinter seinen Spielerinnen und Spielern steht, zeigt sich einmal mehr an diesem dritten Spieltag, der zugleich der Heimspieltag der Höseler ist. Denn die lebensfrohen Rheinländer machen daraus kurzerhand ein Clubfest. Mit Begeisterung wurde einmal mehr die Tribüne hinter Loch elf aufgebaut, die Jugend backt, die Mitglieder grillen und schenken Bier aus. Und die Spielgruppen mit den Höseler Spielern werden erneut mit blauen Bengalos begrüßt. Die Hösel-Ultras sind da. Und sie sind gekommen um zu bleiben. Golfsport modern interpretiert.

 

Wannsee in Bedrängnis - Hösel in der Schwäche stark

Und was sagen die sportlichen Ergebnisse nach dem ersten der beiden Turniertage: Die Begeisterung auf dem Platz ist unübersehbar, doch auch die anderen Teams der Ligagruppe Nord Damen spüren sie. Am besten kann der GC Hubbelrath seine Ideen umsetzen und an das starke Ergebnis des eigenen Heimspieltags anknüpfen. Die Erwartungen von Coach Holloway waren hoch und sein Team wird ihnen bislang durchaus gerecht. Hubbelrath führt nach zwei von drei Wertungsrunden. Das ist insbesondere den sehr guten Ergebnissen der ersten Einzelrunde geschuldet. 

 

Auf Platz zwei steht die Damen des Hamburger GC, dicht gefolgt vom G&LC Berlin-Wannsee. Die Damen aus der Hauptstadt haben den Rückweg vom letzten Spieltag mit einem Grummeln im Bauch absolviert. Denn das Abrutschen auf den dritten Platz in der Ligatabelle schmeckt einfach gar nicht. Auch der Meisterschaftsplatz des GC Hösel ist kein leichtes Terrain für die ambitionierten Berlinerinnen. Zwischenzeitig standen sie nur wenige Zähler von Platz fünf entfernt. Und genau deswegen kämpfen sie um jeden Schlag. 

 

Auf Platz vier stehen die Aufsteigerinnen des GC Hösel. Auch auf ihrem eigenen Platz suchen sie ihren Rhythmus. Und dennoch ist der vierte Platz ein weiterer Schritt in Richtung Klassenerhalt, denn der Vorsprung auf den Abstiegsplatz würde mit dieser Platzierung erneut wachsen. Den ungeliebten fünften Rang hält einmal mehr der Düsseldorfer GC. Der muss in der dritten und letzten Wertungsrunde des Spieltags ein kleines Wunder herbeizaubern, um die Chance auf den Klassenerhalt realistisch zu halten.

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